Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund: Prof. Michael ten Hompel verabschiedet sich in den Ruhestand
In den vergangenen Jahrzehnten hat Prof. Dr. Dr. h. c. Michael ten Hompel die Logistikbranche maßgeblich geprägt. Vom Internet der Dinge über die Shuttle-Technologie bis zu smarten Devices und Roboterschwärmen hat er die technologische Weiterentwicklung der Logistik vorangetrieben und mit seinen weitsichtigen Ideen wie dem Digitalen Kontinuum, der Social Networked Industry und seiner KI-Forschung auf ein neues Level gehoben. Zum 31. März 2024 verlässt Prof. ten Hompel das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund und geht in den Ruhestand.
Prof. Dr. Dr. h. c. Michael ten Hompel geht in den Ruhestand. Foto: Fraunhofer IML
Wie keinem Zweiten ist es ihm gelungen, Wissenschaft und Praxis erfolgreich miteinander zu verzahnen und gleichzeitig die Logistikforschung aufs Tablett der deutschen Wirtschaft und Politik zu bringen. Sein interdisziplinärer Ansatz schuf einen Logistikstandort, der seinesgleichen sucht.
Brückenbauer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft
Mehr als 20 Jahre war Prof. Michael ten Hompel geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML und Inhaber des Lehrstuhls für Förder- und Lagerwesen an der Technischen Universität Dortmund. Zudem ist er seit 2022 Direktor des Lamarr-Instituts für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz. In der Vergangenheit konnte er in besonderem Maße zur Weiterentwicklung und Innovationskraft des Wissenschafts- und Technologiestandorts Dortmund beitragen. Als Brückenbauer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft leistete er einen wichtigen Beitrag zum Dialog und zur Strukturentwicklung der europäischen Logistiklandschaft.
Zusammenarbeit von Menschen und Künstlicher Intelligenz
Ten Hompel gilt als einer der Erfinder der Shuttle-Technologie in der Intralogistik, wofür das Institut 2004 mit dem renommierten VDI-Innovationspreis für Logistik prämiert wurde und die in der Entwicklung neuer Generationen autonomer Fahrzeuge mündete. Zudem gilt er als einer der Väter des Internet der Dinge (IoT). Hier hat er die Vision von sich selbst steuernden und miteinander kommunizierenden „Dingen“ unermüdlich vorangetrieben und sukzessive um Bausteine zur Umsetzung erweitert. Dazu gehören auch smarte Devices und Social Machines, die in der von ten Hompel ausgerufenen „Social Networked Industry“ eine partnerschaftliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit von Menschen und Künstlicher Intelligenz ermöglichen.
In der politischen Landschaft ist es ten Hompel gelungen, die Logistik als eigene Wissenschaftsdisziplin zu etablieren. Bereits 2005 wurde er in den Hauptvorstand des Bitkom berufen, in dem er zuvor den Arbeitskreis Logistik mit initiierte. Seit 2012 ist er in verschiedenen Funktionen in der „Plattform Industrie 4.0“ in Berlin aktiv. 2019 wurde er in die Innovationskommission des Verkehrsministeriums (seinerzeit BMVI) berufen.
„Silicon Economy“ präsentiert
Ein besonderes Highlight seines politischen Wirkens war zudem der Digital-Gipfel der Bundesregierung im Jahr 2019, als ten Hompel dem gesamten Bundeskabinett, angeführt von Kanzlerin Angela Merkel, seine Vision von der „Silicon Economy“, einer offenen Plattformökonomie für Deutschland und Europa, präsentierte. Die „Silicon Economy“ war auch eines von zahlreichen Großforschungsprojekten, die ten Hompel nach Dortmund holte. Es wird noch bis Ende 2024 mit über 20 Millionen Euro vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert.
BMBF-Spitzencluster „EffizienzCluster LogistikRuhr“
Das größte Projekt seiner Karriere war jedoch der zehn Jahre zuvor gestartete BMBF-Spitzencluster „EffizienzCluster LogistikRuhr“. Mit über 100 Millionen Euro gilt er bis heute als das größte Forschungsprojekt in der Logistik. Der Cluster trieb die Logistikforschung in Deutschland in großen Schritten voran. Das Projekt mündete schließlich in der Logistik 4.0 und auch in der Entwicklung der Logistik als Technologiebranche.
Fraunhofer Enterprise Labs
Auf ten Hompel geht auch das Format der „Fraunhofer Enterprise Labs“ zurück. Es entstand 2013 am Fraunhofer IML als neue Form der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Forschung und Entwicklung. Dabei verabreden Unternehmen und das Fraunhofer IML eine mindestens dreijährige Kooperation in agilen Teams und mit flexiblen Forschungsschwerpunkten. Für die gemischten Teams steht seit 2016 auch das von Prof. ten Hompel initiierte und neu gebaute „Enterprise Lab Center“ am Fraunhofer IML zur Verfügung. Dort lassen sich auch Prototypen direkt vor Ort entwickeln und sogar in Kleinserien fertigen.
Es wären noch etliche Projekte, Initiativen und Unternehmensgründungen im Umfeld des Fraunhofer IML zu nennen, die ten Hompel wesentlich mit initiiert hat, darunter die Digital Hub Logistics GmbH Dortmund – 2019 zum besten digitalen Hub Europas gewählt – oder die 2024 mit dem Fraunhofer-Gründerpreis ausgezeichnete Logistikbude GmbH, jüngst gegründet von vier seiner Mitarbeiter.
Prof. ten Hompel steht dem Institut weiterhin beratend zur Seite und wird im Mai im Rahmen eines internen Beisammenseins des Fraunhofer IML gebührend verabschiedet. Zum 1. April 2024 wird Prof. Dr.-Ing. Alice Kirchheim seine Nachfolge antreten.